4. Advent: die Kerze der Liebe

4. Advent: die Kerze der Liebe

4. Advent: die Kerze der Liebe

Ich hatte für den heutigen 4. Advent einen schönen Text bereit, über die vierte Kerze vom Advent und über die Liebe von Gott.  Aber der Text fühlte sich so theoretisch an – auch wenn er inhaltlich gestimmt hätte. Er deckte sich nicht mit dem, was mich alles gerade beschäftigt. Also bekommst du heute einen spontanen Gedankenerguss über Weihnachten und Liebe von mir aufgetischt :-).

In der letzten Woche führte ich mit verschiedensten Menschen tiefe Gespräche über Weihnachtsfeiern, die mich bewegt haben.

Einige berichteten, wie sie sich unendlich auf die Gemeinschaft mit lieben Menschen freuen. Auf diese schöne, ungezwungene Zeit, in der Liebe in der Familie bewusst zelebriert wird.

Andere erzählten, wie Weihnachten ein innerer Kampf ist. Weil die Menschen, die am nächsten sein sollten, am meisten verletzen. Wie man sich plötzlich wieder in alten Rollen befindet und eine Fassade aufrechterhaltet – dem Frieden zuliebe.

Oder Weihnachtsfeiern, die traurig sind. Weil jemand krank oder nicht mehr da ist.

Die ganze Fülle vom echten Leben. In unseren Häusern. In unseren Leben.

Weihnachten – das Fest der Liebe. Einer Liebe, die viel mehr ist als ein Gefühl.

Romantische Liebe

Bei diesen Gesprächen merkte ich, wie ich selbst oft ein vereinfachtes Verständnis von Liebe habe.

Ich gebe es gleich zu: In der Vorweihnachtszeit verbringe ich jeweils einige Stunden damit, gemütlich in meinem Bett kitschige Weihnachtsfilme anzuschauen, die auf ergreifend plumpe und absehbare Weise romantische Liebe zelebrieren. Happy End garantiert. Obwohl ich nicht sonderlich romantisch veranlagt bin, vermögen diese Filme mich zu berühren.

Ja, sie berühren nicht nur, sondern sie prägen auch mein Bild und meine Vorstellung von Liebe.

Diese Filme enden ja bekanntlich immer dort, wo es am schönsten ist. Probleme sind aus der Welt geräumt, alle haben sich versöhnt, es schneit, die Lichter glänzen und es wird gefeiert und geküsst. Alles stimmig und perfekt.

Das echte Leben

Was für ein Kontrast zum echten Leben.

Und welch ein Kontrast zur Geburt von Jesus – die wir spannenderweise auch oft auch romantischer darstellen, als sie wahrscheinlich war…

Dieser Moment, in dem ein Stück Himmel in Form von vollkommener Liebe auf die Erde kommt, spielt sich viel näher an unserem echten Leben ab, als wir oft meinen.

Josef und Maria waren nicht in ihrem warmen und wohligen zuhause, sondern an einem fernen Ort, wo sie keinen Platz fanden. Sie waren nicht willkommen – nirgends! Sie waren fremd und alleine. Dabei waren sie doch selbst noch halbe Kinder. Ja, Josef war ja nicht einmal der biologische Vater von diesem Kind – wir müssen also nicht meinen, unsere Familienverhältnisse seien kompliziert. Und was dachten ihre Familien über diese Schwangerschaft? Die Menschen in ihrem Umfeld? Wie ging es Maria in dieser Zeit?

Als Psychosoziale Beraterin und Mutter kann ich nicht anders, als mir zu überlegen, was wohl in all diesen Menschen innerlich vorging. Was bewegte sie? Hatten sie überhaupt den Luxus, sich noch Gedanken über ihre eigenen Gefühle zu machen, oder funktionierten sie nur?

Ich glaube ihre gelebte Realität hatte ziemlich wenig mit den herzigen Krippenspielen in unseren Kirchen zu tun (auch wenn die super süss sind!).

Vollkommene Liebe

Genau das begeistert mich an der Botschaft von Weihnachten.

Diese ultimative Liebesgeschichte von Gott und uns Menschen spielt sich nicht an einem wohlig warmen Ort ab. Den hätte es wenige Kilometer von diesem knirschenden Stall auch gegeben, im prunkvollen Palast von Herodes.

Aber Gott entscheidet sich, mitten ins Chaos zu kommen. In einem Moment, in dem man lieber nicht hätte, dass jemand hinsieht.

Bei Maria und Josef. Bei den Hirten auf dem Feld. Bei dir und bei mir.

Da kommt er rein. Zieht ein. Ins wahre Leben.

Immanuel. Gott mit uns. Nicht einfach nur für uns.

Er begegnet uns genau dort, wo wir sind. In unserem Chaos. In unserem unaufgeräumten Herzen.

In unserer Freude. In unserer Trauer.

Damals wie heute.

Er wird Mensch. Und damit nahbar. Verletzlich.

Er sieht uns.

Und bleibt nahe.

Das ist die gute Nachricht von Weihnachten.

Das ist Liebe.

 

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. (Johannes 3,16)

 

Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat. (1.Johannes 4,19)

Auch diese Woche gibt es noch 2 Impulse zum Thema Liebe. Schau auf  Insta, Facebook oder der Whatsappgruppe vorbei.

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Eine Antwort

  1. Danke hast du nicht nur das süsse, verzauberte, glitzernde schöne Weihnachten beschrieben, sondern auch die zweite Seite unseres Erlebens.
    Wir leben auch in einer noch unvollkommenen Welt und dort haben diejenigen Gefühle und Erlebnisse Platz, die wir nicht so sehr mögen und es sich doch lohnt auch bestmöglich zu integrieren.

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