Dieser Text bezieht sich auf die Bibelstelle in Exodus 33, 12-23.
Bei diesem Text muss ich etwas schmunzeln. Mose erklärt Gott die Welt. Er erläutert ihm, was zu seinen Gott-Aufgaben gehören würde. Was Gott genau zu tun hat, damit Mose seinen Auftrag ausführen kann.
Ganz ehrlich? Ich fühle mich ein bisschen ertappt. Denn so ähnlich wie hier bei Mose, klingen oft meine Gespräche, a.k.a. Gebete, die ich mit Gott führe.
Ich versuche, Gott die Welt zu erklären. Stelle ihm Rückfragen, um sicher zu gehen, dass er ja an alles gedacht hat, damit es für mich stimmt. Versuche dabei, ihm subtil zu verklickern, wie ich mir etwas ausgemalt habe. Wie ein guter Weg aussehen könnte. Einfach für den Fall, dass Gott selbst nicht auf dieselbe Lösung gekommen wäre. Denn ich weiss ja schliesslich, wie ich es gerne hätte. Was Sinn macht. Und ich möchte sicherstellen, dass Gott das auch so sieht. Nach einigen Weiterbildungen in Kommunikation bin ich schliesslich Profi darin, klare „ich-Botschaften“ zu senden und kann auf der Meta-Ebene bleiben…
Ich liebe es zu lesen, wie Gott Mose hier begegnet. Er weist ihn nicht in die Schranken. Nimmt keine verteidigende Haltung ein und markiert auch nicht den Macker. Sondern er nimmt die Nöte und Ängste von Mose ernst. Lässt sich so auf ihn ein, wie er es gerade braucht. Spricht ihm dabei zu, dass er bei ihm ist. Dass er seine Anliegen hört und sieht. Dass er es gut meint mit ihm. Er geht vollumfänglich auf die Bedrüfnisse von Mose ein:
«Ich werde dir vorangehen und dich zur Ruhe kommen lassen» (Vers 14)
«ich habe dich gnädig angenommen und kenne dich ganz genau» (Vers 17)
«ich will an dir vorüberziehen, damit du sehen kannst, wie gütig und barmherzig ich bin» (Vers 19)
Das macht mich irgendwie baff. Und demütig.
Nimm dir doch einen Moment Zeit und lasse diese Worte von Gott auf dich wirken. Denn er kennt auch deine und meine innigsten Wünsche. Unsere Bedürfnisse. Und nimmt sie ernst. Gott meint es gut mit uns:
Das ermutigt mich ungemein für meinen Alltag. Und vielleicht darf es auch dich für deinen Alltag ermutigen. Statt ihm zu sagen, was er tun soll, möchte ich vielmehr lernen, ihm meine Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren. Im Vertrauen darauf, dass er mir Zukunft und Hoffnung geben möchte.
Dieser Text ist in einer gekürzten Fassung in der Bibellese Zeitschrift «Atempause 2/22» erschienen.