Kannst du Veränderungen im Leben gut annehmen?
Eigentlich würde ich diese Frage bei mir gerne mit „Ja!“ beantworten. Eigentlich… Denn ich merke, dass mein Herz da offensichtlich einen anderen Takt anschlägt.
Auch wenn ich mich grundsätzlich als spontan und flexibel einstufe, bin ich doch ein Gewohnheitstier. Ich mag Struktur und Routine. Ich mag es, wenn immer wieder dieselben, gewohnten Menschen um mich sind. Bei denen ich mich sein darf. Ich mag meinen Alltag. Meine Joggingroute, die seit Jahren gleich ist.
Das letzte Jahr war in meinem Leben voll mit Dingen, die sich verändert haben. Einige davon haben Schmerz mit sich gebracht. Andere waren Anlass zum Feiern und sich freuen. Und dann gibt es die, von denen ich weiss, dass sie gut sind, mich aber trotzdem wehmütig machen (hallo, blutendes Mamaherz).
Einige Veränderungen kamen urplötzlich von heute auf morgen. Andere schlichen sich durch die Hintertür ins Leben…
Positive Veränderungen
Eine positive Veränderung ist zum Beispiel, dass unsere Tochter begonnen hat, gerne (und gut!) zu kochen. Hurray!
Das Älterwerden und die zunehmende Selbstständigkeit meiner Kinder bringen jedoch, wie bei einem Domino, automatisch weitere Veränderungen mit sich.
So sitzen wir seit dem Sommer regelmässig nur noch zu viert am Mittagstisch, da die älteren beiden Kids in der Schule bleiben (und ich lerne, dass die normale Portionenangabe im Kochbuch tatsächlich reicht). Der natürliche Austausch beim Essen mit ihnen fehlt mir.
Überhaupt werde ich als Mama nicht mehr so oft gebraucht. Und wenn, dann meist erst gegen 23:00 Uhr (ein Zeitpunkt, an dem ich spätestens meinen Schönheitsschlaf antreten sollte, wenn ich am nächsten Tag nicht ohne Maske für eine Vorstellung von Shrek als Hauptrolle gebucht werden möchte.)
Diese Veränderungen lassen mich sentimental werden. Erst noch war ich doch die Mama, die sich mehr Freiheiten herbeisehnte. Und jetzt, wo ich sie habe, sehne ich mir meine kleinen, bedürftigen Babies zurück, die mich brauchen und alles mit mir teilen. Ich frage mich, wohin die Zeit nur ist? Wie aus meinen Babies in gefühlt Nullkommanix, tolle junge Menschen geworden sind, die ihr Leben eigenständig gestalten (also zumindest so eigenständig, wie das Portemonnaie von Mama und Papa es eben zulässt).
Man sagt:
„Die Tage sind lang, aber die Jahre sind kurz.“
Jeder Tag verändert etwas. Aber erst in der Summe der Jahre merkt man, wie gross auch die kleinen Veränderungen sich auswirken.
Ich nehme mir vor, jeden Tag zu geniessen und versuche, im Moment zu leben. Auch wenn die kostbaren Momente um 23:00 Uhr stattfinden.
Unerbetene Veränderungen
Aber was ist mit den Veränderungen, die wir nicht selbst gewählt haben? Die von Aussen an uns herangetragen werden, mit denen wir nicht gerechnet haben? Die, die das Leben gehörig durcheinanderwirbeln. Situationen, die sich verändern. Menschen, die Entscheide fällen, die auch für einen selbst Konsequenzen haben. Krankheiten, die plötzlich den Takt angeben. Solche Veränderungen hat man im Lebensentwurf nicht miteinkalkuliert. Sie passen nirgends hinein und müssen trotzdem integriert werden.
Wenn Veränderungen nicht bewusst selbst angestossen werden, aber trotzdem Auswirkungen aufs eigene Leben haben, dann braucht es einiges, bis man sich darauf einlassen kann.
Es braucht Zeit, bis sie Platz im Leben finden und alles wieder so zurechtgerückt ist, dass es nebeneinander ein Plätzchen gefunden hat. Und lebbar ist.
Bei einigen von diesen Veränderungen, die man nicht selbst anstösst, darf man nach einiger Zeit merken, dass sie doch ganz gut waren und vielleicht etwas Gutes angestossen haben. Der amerikanische Pastor Rick Warren hat mal gesagt:
„Das Gute ist oft der Feind vom Besten.“
Manchmal wird man unfreiwillig aus der Komfortzone herauskatapultiert und es dient zum Besten.
Und dann gibt es aber auch Veränderungen, die schmerzen. Und dabei Wunden hinterlassen, die das Leben fortan mitprägen.
Ja, Veränderungen gehören zum Leben. Es fühlt sich jedoch besser an, wenn Veränderungen selbst initiiert werden. Denn dann hat man die scheinbare Kontrolle darüber.
Geschehen Veränderungen ungefragt und ungeplant, dann fehlt diese Kontrolle. Man fühlt sich ausgeliefert und muss einen Umgang damit finden. Es kann sein, dass sich dabei Unsicherheit im Leben breit macht.
Wie geht man gut mit Veränderungen um?
Wie kann man bei Veränderungen eine innere Stabilität bewahren und Resilienz stärken?
Mir hilft dabei, mich zu erinnern, dass Veränderung und das Nichtwissen, was noch alles kommt, etwas ist, das zum Leben dazugehört (ich bin ein Kopfmensch :-))
Ja, Veränderung kann weh tun. Aber sie kann ebenso eine Chance sein. Ich versuche, auf Erfahrungswerte zurückzugreifen, wo ich erleben durfte, dass Veränderungen schlussendlich auch wieder Gutes hervorgebracht haben, wenn auch vielleicht anders als von mir geplant.
Weiter hilft es mir, meine Emotionen zu fühlen.
Ich darf traurig sein darüber, wenn ich etwas loslassen muss. Und auch eine Weile in dieser Trauer verweilen.
Aber ich kann gleichzeitig auch Ausschau halten danach, was als nächstes kommen wird. Gefühle dürfen dabei co-existieren. Ich darf traurig sein und mich gleichzeitig auf das Kommende freuen. Gespannt und angespannt sein.
Und gerade dann, wenn ich mit Unsicherheiten zu kämpfen habe, kann ich mich fragen, was die Dinge sind, die trotz der Veränderung bleiben. Und dafür bewusst Dankbarkeit kultivieren und nicht zulassen, dass das Unkontrollierbare überhand nimmt.
So bleiben zum Beispiel meine wöchtentliche Joggingrunde mit meiner Freundin, mein Job, meine Beziehungen, mein Fundament in Gott bestehen, auch wenn sich Dinge rundum verändern. Und darin finde ich Halt und es gibt mir Sicherheit und Freude.
In meinem Beispiel darf ich ausserdem wissen, dass meine Kinder meine Kinder bleiben, auch wenn sie grösser werden. Viele Aspekte unserer Beziehung verändern sich, aber einige bleiben. Ja, es kommen sogar neue dazu!
Wie gehst du mit Veränderungen um?
Was fällt dir dabei leicht?
Was fordert dich heraus?
Kannst du Veränderungen im Leben annehmen und darin wachsen?