2. Advent: Kerze des Friedens
Heute zünden wir die 2. Kerze auf unserem Adventskranz an – die Kerze vom Frieden (an dieser Stelle ein Dankeschön an all die Verbündeten, die mir nach dem Text von letzter Woche zurückgemeldet haben, dass sie auch nur einen «last-minute-Kranz» aufgestellt haben ;-))
Nach der Kerze der Hoffnung der letzten Woche, ist das schon die 2. Kerze, die ich innerlich zögerlich, ja, fast schon mit einem leichten Augenrollen anzünde.
Frieden – ja, das wäre in der Tat schön. Nur nützt es herzlich wenig, wenn ich in meiner warmen, in Kerzenlicht getünchter Stube, eine Kerze des Friedens entzünde. Was für ein Hohn muss das für unzählige Menschen auf der Welt sein, für die eben dieser Friede in weiter Ferne liegt? Wer bin ich schon, um zu diesem Thema einen geblümten Text zu verfassen?
Ich weiss, dass ich nicht die Einzige bin, die damit ringt. Und ich bin mir bewusst, dass ich diese Spannung nie auflösen werde.
Frieden greift tiefer
Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass das Thema Frieden tiefer greift, als uns utopischen Weltfrieden zu wünschen, wie es die Missen der 90er in ihren glitzernden Kleidern taten.
Denn Frieden, so glaube ich, fängt ganz klein an. Und er beginnt viel näher als irgendwo in fernen Ländern. Nämlich in mir drin. In meinem Herzen – in meiner Seele.
Und genau daran scheitere ich so oft. Ich mache meinen inneren Frieden vom Frieden auf der Welt abhängig. Von dem, was mich alles (zu Recht!) bewegt.
Magst du dich noch an den Text von letzter Woche erinnern (falls nicht, kannst du ihn hier nachlesen)?
Ich habe den uralten Vers aus Jesaja 9 aus dem Alten Testament zitiert, der erahnen lässt, dass die Weihnachtsgeschichte schon viel früher begonnen hat als in dieser berühmten Nacht in einem kleinen Stall in Bethlehem, als Babyboy Jesus geboren wurde.
Jesaja hat diese Geburt ca. 700 Jahre zuvor bereits angekündigt. Er nennt Klein-Jesus dabei unter anderem «Friedefürst» (Jesaja 9,6). Im Urtext steht für Fürst das Wort «śar», was man auch mit Prinz, Hauptmann oder ganz einfach Chef übersetzen kann. Der Chef des Friedens wird also in dieser Nacht geboren.
Und Jesaja geht mit seiner Ansage noch weiter. Er sagt für uns sei dieses Baby geboren (V5). Was bedeutet das? Ja, was nützt mir das? Und wie kann dieser Friede aussehen?
Innerer Frieden
Ohne gross spoilern zu wollen: Aber nach der Geburt von Jesus erschien ein Chor von Engel irgendwelchen Hirten auf einem Feld. Und nun rate mal, mit welchen Worten die Engel die Geburt von Jesus verkündeten?
»Ehre sei Gott im höchsten Himmel und Frieden auf Erden für alle Menschen, an denen Gott Gefallen hat.« (Lukas 2, 14)
Die Hirten scheinen den Link zu Jesaja gleich zu schlagen. Denn sie lassen alles stehen und liegen und machen sich auf zu dieser Krippe, zu diesem verletzlichen, kleinen und unscheinbaren Baby.
Einige Jahre später, kurz vor seinem Tod, nimmt Jesus seine Freunde zur Seite und verspricht ihnen:
«Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern, und lasst euch nicht entmutigen!» (Johannes 14,27)
Weisst du, was ich spannend finde? Das Wort «eirēnē», das im Urtext steht und das wir mit Frieden übersetzen, das meint nicht unbedingt einen äusseren Frieden. Sondern einen inneren.
Und dieser innere Frieden von Gott ist etwas, was uns durch die Geburt und den Tod von Jesus angeboten wird.
Wie es den Hirten auf den Feldern angeboten wurde. Die mit ihren stinkenden Kleidern am Rand der Gesellschaft standen. Nichts zu melden hatten.
Dieses Friedensangebot von Gott war für sie vielleicht kein Friede mit der Gesellschaft. Es kann sein, dass sich äusserlich bei ihnen nichts verändert hat. Sie Randständige geblieben sind. Aber innerlich, da bin ich überzeugt, wurden sie von diesem tiefen Frieden erfüllt.
Nach diesem Frieden sehne ich mich in meinem Leben. Dieser tiefen, inneren Ruhe. Diesem inneren Frieden, wie ihn nur der Gott des Friedens geben kann.
2.Advent – Kerze des Friedens
Ich glaube, wenn Frieden in mein Leben einziehen soll, dann ist es vielleicht wie bei den Hirten auch bei mir dran, dass ich für einen Moment alles stehen und liegen lasse und mich aufmache, zu dieser Krippe. Mich in die Gemeinschaft mit Gott begebe. Wie die Engel verkündeten: «Ehre sei Gott in der Höhe.»
Wenn ich heute diese Kerze anzünde, dann will ich bewusst Raum schaffen für den, der ultimativen Frieden bereithält. Dem Chef des Friedens. Ich möchte mich ihm anvertrauen. Und darauf vertrauen, dass mir einen Anteil von diesem inneren Frieden immer wieder geschenkt wird. Und dass daraus auch ein äusserer Friede entwächst.
Frieden mit Gott.
Frieden mit mir selbst.
Friede mit anderen Menschen.
So lasse ich das anfängliche Augenrollen weg. Und zünde die Kerze vom Frieden an. Für mich. Für andere.
Und vergesse dabei nicht, dass es ja nicht nur die Kerze vom Frieden ist, die heute unsere Häuser erhellt. Sondern wir gleichzeitig auch wieder die Kerze der Hoffnung anzünden.
Ich wünsche dir eine gesegnete und friedvolle 2. Adventswoche.
Möchtest du jeden Tag eine kurze Inspiration zum Thema Frieden? Schau auf Insta, Facebook oder der Whatsappgruppe vorbei.