Abendliturgie für Friedensstifter

Es sind herausfordernde Zeiten, in denen wir leben. Meinungen driften auseinander. Die Sprache wird zunehmend härter. Einheit und Liebe scheinen zu leeren Worthülsen zu verkommen. Da uns diese gesellschaftliche Entwicklung beschäftigt, und wir ehrlich gesagt auch ganz persönlich damit herausgefordert sind, ist in uns das Anliegen gewachsen wieder vermehrt darauf zu achten, zu was wir berufen sind: Gemeinschaft mit Gott zu suchen und Frieden zu stiften.

“Der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid, regiere in euren Herzen; und seid dankbar!” (Kolosser 3,15)

Dem möchten wir dem mit einer kurzen „Liturgie für Friedensstifter“ anhand von einigen Versen aus 1. Korinther 13 Raum geben. Du bist herzlich eingeladen, dir Zeit zu nehmen und diese Liturgie mitzumachen und mit uns einzutauchen in diese kostbaren und relevante Zeilen.

 

Lesung: 

Lies den folgenden Text einmal für dich allein durch, am besten laut…

1. Korinther 13, 1-7 + 13 (Basisbibel)

1Stellt euch vor:

Ich kann die Sprachen der Menschen sprechen und sogar die Sprachen der Engel. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröhnender Gong oder ein schepperndes Becken.

2Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erkenntnis. Oder sogar: Ich besitze den stärksten Glauben – so dass ich Berge versetzen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts.

3Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sogar bereit, mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts.

4Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf.5Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach.6Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt.7Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.

13Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe –diese drei. Doch am grössten von ihnen ist die Liebe.

 

Stille:

Werde einen Moment ruhig. Was klingt an? Wo bleiben deine Gedanken hängen? An was studierst du weiter?

 

Meditation über Verse 1-3:

Lies die Verse nochmals laut vor.

Stell dir vor…

Überlege für dich folgende Fragen und bitte den Heiligen Geist, dich dabei zu leiten:

Welches sind die lauten, vielleicht auch lieblosen Stimmen, welche deine Ohren zudröhnen? Und damit die leise, liebevolle Stimme Gottes übertönen?

Auf welche Propheten hörst du? Die lauten Unheilspropheten, die angeben alle Geheimnisse durchschaut zu haben und mit ihrer Erkenntnis prahlen? Oder die leisen, demütigen Propheten, die mit dir in die Ungewissheit stehen und mit dir gemeinsam ringen?

Welche Stimmen prägen deinen Alltag im Moment?

 

Gebet:

Gott, Vater, hilf mir, die Menschen mit deinen Augen zu sehen. Hilf mir, mich selbst mit deinen Augen zu sehen. Hilf mir, barmherzig zu sein. Mit mir. Mit meinen Mitmenschen. Hilf mir, nicht überheblich zu sein. Sondern demütig vor dich zu kommen.

“Herr, Gott, erschaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen, aufrichtigen Geist.”(nach Psalm 51,12)

 

Meditation über Verse 4-7:

Lies die Merkmale der Liebe laut vor.

Die Liebe…

Ist geduldig

Ist gütig

ereifert sich nicht

prahlt nicht

ist nicht unverschämt

sucht nicht nach dem eigenen Vorteil

ist nicht reizbar

trägt das Böse nicht nach

freut sich nicht, wenn anderen Unrecht geschieht

freut sich, wenn die Wahrheit siegt

erträgt alles

glaubt alles

hofft alles

hält allem stand

 

Halte einen Moment inne. Lies die Auflistung nochmals durch. Überlege dir folgende Fragen:

Welche Merkmale lebst du? Welche Merkmale machen dich aus? Was sehen Mitmenschen in deinem Leben?

Und bei welchen Merkmalen musst du erst einmal leer schlucken, weil sie dich auf dem falschen Fuss erwischen? Denke an die letzten Wochen. Wo gab es Momente oder Personen, die in dir etwas anderes ausgelöst haben? Definiere kurz für dich, was dies war.

 

Gedankenanstoss: 

Nicht den eigenen Vorteil im Fokus haben. Alles ertragen. Geduldig sein. Sich nicht reizen lassen. Diese Ideale klingen schon fast wie ein Hohn. Ist all das überhaupt noch zeitgemäss? Wahrscheinlich nicht.

Weshalb also, sollte sich so eine Gegen-Kultur zu leben überhaupt lohnen? Wo ist der Gewinn, wenn wir nach dieser versöhnenden Liebe streben?

Könnte es sein, dass gerade diese Haltung der Liebe uns nicht nur einfach ausfüllt, sondern eben gerade auch erfüllt? Dass Gott weiss, wie heilsam es ist, wenn wir den Fokus von uns wegnehmen? Dass es hilfreich ist, wenn wir Herausforderungen mit Liebe, Geduld und Güte begegnen können, statt gleich vorschnell Lösungen und Überzeugungen zu präsentieren?

 

Busse:

Nimm dir doch jetzt noch einen Moment Zeit, um Gott um Vergebung zu bitten. Dort, wo du Lieblosigkeit statt Liebe gesät hast. Dort, wo du nur deinen eigenen Vorteil vor Augen hattest. Dich über das Unrecht von anderen insgeheim gefreut hast.

 

Stell dir vor .  .  .

wir würden uns nächste Woche alle vornehmen, einander in Liebe zu begegnen.

Schreibe dir drei Dinge auf, auf die du nächste Woche achten möchtest. Drei konkrete Schritte, welche dir helfen Frieden zu säen, statt Unfrieden zu stiften. Drei Menschen, welche dich herausfordern, denen du bewusst mit Liebe begegnen möchtest.

 

Add on: 

Bete mit uns in der kommenden Woche täglich dieses Gebet, welches Franz von Assisi zugeschrieben wird:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,

nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;

nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;

nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;

wer sich selbst vergisst, der findet;

wer verzeiht, dem wird verziehen;

und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Amen

 

Liturgie: Janine und Jonas Oesch, 27. November 2021

 

Hier kannst du die Liturgie als PDF herunterladen:

Abendliturgie_fuer_Friedensstifter

 

 

 

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