Ich und mein Garten. Keine gute Kombo. Eine sich wiederholende triste Geschichte in 4 Akten:
1: ich pflanze. 2: Schnecken fressen alles. 3: ich bin desillusioniert. 4: ich gebe auf.
JEDES JAHR AUFS NEUE. Mein grüner Daumen ist braun. Jahr für Jahr nehme ich mir wieder vor, es besser zu machen. Mir Mühe zu geben. Mehr Zeit zu investieren. Regelmässig zu giessen. Mich zu informieren. Dranzubleiben… Aber Jahr für Jahr kommen Schnecken und fressen über Nacht alles weg. Was übrig bleibt, wird von Winden umzingelt. Schliesslich wird mein Beet von gefühlt allen Katzen der Nachbarschaft als Klo benutzt. Und irgendwie scheine ich nicht gemacht für konstante Bewässerung…
Resignation macht sich breit und ich bin positiv überrascht, wenn es dann doch die eine oder andere Tomate für einen Salat hergibt.
Euch zeige ich es!
In diesem Jahr habe ich in einem Akt von „euch allen zeige ich es!“ (damit sind hauptsächlich alle Schnecken und meine Familie gemeint), wieder unseren Garten umgestochen. Sorgfältig Setzlinge gepflanzt (diese Dinger selbst zu ziehen ist leider noch einige Levels über meinen Kompetenzen). Als kleiner Motivations-Booster dienen die einzelnen pinken Himbeeren, die von ihren Sträuchern gucken und mir zuzuflüstern scheinen: „Du kannst das! Schau mal, wie schön wir hier herangewachsen sind!“
In meiner Anfangs Euphorie spaziere ich nun jeden Tag durch den Garten. Schaue, ob ja kein Unkraut durchdrückt. Entferne alle Schnecken. Und lernte dabei erst noch, dass man die Dinger nicht mit baren Händen anfassen soll. Weil Schleim.
Mein Garten
Mein Leben weist manchmal unschöne Parallelen zu meinem Gemüse Garten auf. Wie oft bin ich auch da resigniert und ungeduldig. Nehme mir nicht Zeit, um meine Seele zu pflegen. Möchte Wachstum beschleunigen, aber vergesse dabei, dass auch Gärtnerarbeiten am Herzen Zeit und Ausdauer brauchen, damit gesunde Früchte zum Vorschein kommen.
Ich wünsche mir, dass ich innerlich wachsen darf. Dass mein Leben gute Früchte hervorbringt. Dieses Wachstum habe ich zwar nicht in der Hand und kann es nicht beschleunigen. Aber ich glaube, ich kann guten Boden schaffen. Kann die Bedingungen für gutes Wachstum begünstigen. Denn ich habe auch in meinem «Herzensgarten» eine Verantwortung, damit gesundes Wachstum gelingt. Das bedeutet knallharte Arbeit. Immer wieder aufs Neue.
1: Unkraut entfernen
Unkraut verschwindet auch in meinem Leben nicht einfach so. Und es wächst wieder nach, wenn ich es nicht an den Wurzeln packe und fortan wachsam bin, dass es sich nicht wieder irgendwoher einnistet. Damit ich das Unkraut im Leben erkenne, muss ich genau hinschauen. Immer wieder durch den Herzensgarten gehen. Ehrlich sein zu mir. Und nicht im Stress denken: ja, das mach ich dann ein andermal.
2: sich vom Profi inspirieren lassen
Immer mal wieder schaue ich mir Youtube Clips zum Thema Gärtnern an. Um mich inspirieren zu lassen, von Menschen, die in diesem Bereich mehr Ahnung haben als ich.
Letzthin war ein befreundeter Gärtner bei uns zu Besuch. Beim Tschüss sagen zeigte er auf eine Pflanze neben unserem Eingang und meinte: «weisst du, dass die hochgiftig ist? Die schaut zwar schön aus, aber habt acht, dass eure Kinder nicht damit spielen.». Ich war mir dessen tatsächlich nicht bewusst und dankbar für seinen Hinweis.
So hilft es auch in unserem Herzensgarten immer mal wieder, wenn noch weitere Augen mitschauen, die sich auskennen. Seien es Freunde, eine Psychologin oder Seelsorgerin. Wenn wir auch unseren Herzensgarten immer wieder öffnen und andere Menschen reinschauen lassen, die etwas Wertvolles beizusteuern haben.
3: Giessen
Wir waren im letzten Sommer sechs Wochen in den Ferien. Unser Garten war in dieser Zeit grösstenteils vom Regenwasser abhängig. Ich war erstaunt, dass ich dann tatsächlich trotzdem noch ein paar standhafte Zucchetti und Auberginen ernten durfte. Das war pure Gnade und leider nicht mein Verdienst. Hätte ich jedoch jeden Tag meinen Garten gegossen und wäre ich achtsam gewesen, bin ich überzeugt, dass eine reiche Ernte möglich gewesen wäre!
Auch in meinem Leben ist mehr möglich, wenn ich achtsam bin. Wenn ich regelmässig giesse. Und was wäre dafür mehr geeignet als das Wasser von dem, der der Samaritanischen Sünderin zuspricht:
Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fließt, bis ins ewige Leben. (Johannes 4,14)
Für mich heisst das konkret, mich immer wieder bewusst dem auszusetzen, was Jesus sagt. Ich möchte mich von ihm prägen lassen. Aber trinken muss ich selbst. Und hoffe, dass das was dann in mir wächst auch wieder dazu gebraucht werden kann, andere zu nähren. Aber das kann ich nicht aus mir selbst heraus. Ich habe keine Bewässerungsanlage in mir drin, sondern muss mir das von aussen immer wieder schenken lassen.
Wish me luck!
So hoffe ich, dass es mir diesmal gelingt, dranzubleiben. Dass ich alles in meiner Macht stehende tue, um dem Gemüse in meinem Garten ideale Bedingungen zu schaffen. Damit es gut gedeihen kann und ich im Sommer reich ernten darf. Und dass ich, während dem ich mich darum kümmere, ich auch parallel meinen Herzensgarten im Blick habe. Und mich da ebenso investiere, im Bewusstsein, dass auch ich Pflege brauche.