Schwupps, das 2023 ist vorbei. Für viele eine Zeit, zu reflektieren. Was habe ich erreicht? Wofür bin ich dankbar? Was durfte alles werden? Welche Gewohnheiten nehme ich ins neue Jahr?
Für mich war 2023 kein Highlight. Und dabei kann ich nicht einmal genau benennen, weshalb. Viele kleinere und grössere Stolpersteine, gepaart mit globalen Nöten, lassen ein schales Gefühl zurück.
Mit unserer Welt scheint so vieles nicht im Einklang zu sein. Gleichzeitig sind bei mir oft Banalitäten wie «die unendliche Geschichte meiner Hausarbeit» zuvorderst. Es ist Jammern auf sehr hohem Niveau, dass ich mich hier über Hausarbeit beklage. Und doch kommt manchmal im Kleinen und Alltäglichen vieles zum Ausdruck, das eigentlich irgendwo grösser nicht ok ist. Und schlussendlich ist genau das Kleine und Banale der Ort, an dem ich ansetzen kann, um etwas zu verändern. In meinem kleinen Wirkungskreis. Bei meinen Beziehungen, meiner Familie, meiner Arbeit, meiner Fitness…
Deshalb erlaube ich mir, dich mitzunehmen auf eine Reise durch den Struggle in meinem Haushalt.
Mein Haushalt
Ich putze nicht gerne. Räume auch nicht gerne auf. Kochen wäre grundsätzlich ganz ok, aber da die kulinarischen Vorlieben in meiner Familie von «kein Gemüse», über «kein Fleisch» bis zu «Ketchup mit allem» reichen, und der gefühlt einzig gemeinsame Nenner rohe Rüebli (Karotten) und gekochte Pasta sind, ist mein Geköche nicht etwas, womit ich meinem Selbstwert einen Booster verleihen könnte.
Und doch investiere ich mich genau da. Jeden einzelnen Tag aufs Neue. Tief drin, doch aus Überzeugung.
Weil sich meine Seele ordentlicher fühlt, wenn es meine Umgebung auch ist. Und ich es als meine Verantwortung erachte, dass die kleinen und grossen Menschen in meinem Haushalt möglichst gesund (über-)leben. Es ein kleiner Beitrag an einem grossen Ganzen ist, den ich gestalten und beeinflussen kann. Neben all dem, was draussen unkontrolliert passiert.
Die Küche und das Haus, sind jedoch nicht Orte, in denen ich aufblühe. Im Gegenteil. Es gurkt mich an, dass dieser Job ganz oft so undankbar ist. Ihn meistens niemand wahrnimmt, geschweige denn wertschätzt. Ja, in der Gesellschaft, die gefühlt ausserhalb von meinen vier Wänden irgendwo stattfindet, gilt er nicht mal als Job. Wenn die nur wüssten…
Aber warum?
Man darf berechtigt nachfragen, warum ich mir diesen Stress aufbürde. Schliesslich sind meine Mitbewohner ja nicht mehr so klein, dass sie unter dem Gewicht von einem Staubsauger zusammenkrachen würden. In meinem Kopf weiss ich schon länger, dass ich da bewusst Verantwortung abgeben muss.
Ich sollte meine Familie vermehrt einbinden. 2023 sollte DAS Jahr werden. So jedenfalls lautet ein Punkt auf meiner Liste von Dingen, die ich mir vor einem Jahr vorgenommen habe.
(eine Liste mit Fragen, sowie dem Blogpost zum Jahresstart 2023 findest du übrigens hier).
Eine Lieblingsweisheit von meinem Mann schwebt mir dabei in den Ohren: «du kannst nur fördern – nicht fordern».
Klingt logisch und einfach. Aber das kann ich so gar nicht gut. Fordern geht einfacher. Beziehungsweise: beim Fordern kommen schneller kurzfristige Resultate ans Licht. Meine Kids gehorchen dann. Nicht aus Überzeugung zwar. Sondern eher aus Angst. Langfristig nicht etwas, was ich etablieren möchte…
Der Ämtliplan
Also habe ich im Juni voller Tatendrang einen Ämtliplan erstellt. Das hätte ich schon vor Jaaaahren tun sollen und können.
Aber manchmal kommt das Leben dazwischen und man kriegt die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe.
Nun, jedenfalls habe ich also mit voller Freude unseren Ämtliplan aufgehängt. Schön gerecht und ausgeglichen wurden die verschiedenen Ämter verteilt.
Freudesprünge meiner Kinder habe ich dabei nicht erwartet.
Aber ihre kreativen Ausreden, was das nicht erfüllen der Ämtli angeht, auch nicht.
Das männliche Kind hat tatsächlich patriarchische Parolen geschwungen, dass mir halb schlecht wurde und ich mich fragte, woher dieser Einfluss kommt (inhouse kann es nicht sein!).
Ein Kind verkündete, solange der Ämtliplan schräg an der Wand hänge, werde sie keine der geforderten Arbeiten verrichten. Ein anderes Kind fand, es hätte mit Schule bereits genügend zu tun, sie hätte keine Zeit, um zuhause auch noch zu helfen. Der Abgang erfolgte dramatisch mit dem Satz: «ich muss jetzt meinen Goldfisch polieren».
All das, an Tag eins.
Aufgeben und die weisse Flagge (oder das Geschirrtuch) zu schwingen wäre kurzfristig einfacher gewesen, als sich auf die andauernden Kämpfe einzulassen.
Wäre da nicht die tiefe Überzeugung in mir drin, dass ich damit nicht nur mir etwas Gutes tue, in dem ich diese neue Gewohnheit in unserem Haushalt einführe, sondern schlussendlich auch ihnen, wenn sie lernen, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen und ein Miteinander zu bilden.
Ob sie das jemals so benennen werden, sei dahingestellt. Aber Kinder, die zuhause lernen mit anzupacken, fällt es definitiv auch in einer Gesellschaft leichter, die von ihnen Eigeninitiative fordert.
Teil-Fazit
Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, seit ich den Ämtliplan (schräg) aufgehängt habe. Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke. Denn… naja. Die Umsetzung klappt noch nicht ganz so automatisch, wie ich mir das erhofft habe. Trotz klarem Plan gibt es Diskussionen. Veränderungen brauchen offensichtlich Zeit. Und Geduld. Und einen eisernen Willen meinerseits.
Und doch, sehe ich durchaus Fortschritte. Zumindest bei mir. Ich stehe mit meinem Frust nicht mehr am selben Ort wie vor einem Jahr. Sondern ich durfte lernen, gewisse Dinge anders zu gestalten. Die Überzeugung in mir drin, etwas zu ändern, die steht. Ich habe etwas angepackt!
Was für die Hausarbeit gilt, gilt auch für andere Bereiche. Das, was ich im Kleinen gestalte, hat längerfristige Auswirkungen auf Grösseres.
Justin Withmel Early, der mich mit seinem Wahnsinns-Buch «habits of the household» (gibt es leider nur auf Englisch) schon länger begleitet, hat Recht, wenn er sagt:
«make habits, not resolutions!» – «investiere in Gewohnheiten, nicht in Vorsätze!»
Gewohnheiten
Etwas Neues zu starten, braucht viel Klarheit. Ich muss wissen, WESHALB ich etwas verändern möchte, egal in welchem Lebensbereich. Je konkreter ich vorgängig für mich ausformuliere, was ich verändern möchte, desto besser.
Mir hilft es, eine ganz einfache Frage zu überlegen:
Was ist mein längerfristiges, grösseres Ziel?
Der Ämtliplan dient einerseits meiner Entlastung, logisch.
Aber: wenn es nur der Entlastung dienen würde, dann hätte ich schon längst aufgegeben. Denn vieles hätte ich selbst schneller – und sauberer – hingekriegt. Ausserdem sind die ewigen Diskussionen zermürbend.
Aber mein längerfristiges und grösseres Ziel ist es, dass meine Kinder eigenständige Menschen werden, die mit anpacken können und dabei nicht nur sich selbst im Zentrum haben. Ausserdem möchte ich mit meinen Kindern in Beziehung sein. Der Gemeinschaftsgedanke ist mir ausserordentlich wichtig. Gemeinsames Abwaschen dient diesem Ziel: denn was für wunderbare Gespräche können dabei entstehen! Hinter dem kleinen Ämtliplan steht also plötzlich ein viel grösseres Ziel, das mich motiviert.
Was hast du für grössere, längerfristige Ziele in deinem Leben?
Vielleicht beginnt die Umsetzung von diesen Zielen wie bei mir, klein und unscheinbar, in der Hausarbeit. Oder in deinem spirituellen Leben. Vielleicht im Sport. Oder in deinen Beziehungen.
Egal wo du ansetzt: ich wünsche uns für das kommende Jahr, dass wir uns nicht einfach Vorsätze nehmen, die dann ende Januar langsam, aber sicher wieder in Vergessenheit geraten oder im Jojo-Effekt münden. Sondern dass wir Gewohnheiten etablieren können, die uns nachhaltig verändern. In unseren Herzen. Und unserem Denken. Ja, schlussendlich in unserem Leben.
4 Antworten
Liebi Janine, ich weiss genau was du meinst mit Job, Hausarbeit und die anderen Familienmitglieder darin einbinden. Du schreibst was dich belastet und schaffst es immer wieder mit deinen Texten, einem zum Schmunzeln zu bringen! Zu bist eine taffe Frau und man spürt, du bist voller Liebe! Ich mag dich und deine Art so sehr! Ich wünsche dir ein wunderschönes neues Jahr ❤️
Liebi Esthi
Danke tuusig für diese liebe Rückmeldung! Und: gleichfalls:-) Alles Liebe für dich und deine Family!
Liebe Janine
Ich musste so lachen bei Deinem Text. Eigentlich ist es gar nicht lustig, aber ja, es geht uns doch allen irgendwie gleich und das tut dann auch gut. Jedenfalls habe ich gestern, voller Verzeiflung über ihr Unverständnis mich zu verstehen, gerufen: „Aber wir sind doch eine Gemeinschaft, eine Familie und da hat man doch das Bedürfnis sich gegenseitig zu helfen?!“ Die Gesichter meiner Kinder sahen nicht besonders überzeugend aus… ABER auch ich gebe im 2024 nicht auf!
Herzliche Grüsse
Julia
Liebe Julia
Ja, das scheint eine „never ending story“ 🙂 Wir bleiben dran… auch im 2024 🙂