Dieser Text über Nabot’s Weinberg bezieht sich auf die (herausfordernde) Bibelstelle:
Ich ertappe mich, wie ich manchmal ein bisschen ein Wohlfühl-Christ bin. Ich liebe all die Geschichten, die so happy-clappy daherkommen und mich ermutigen. Von denen ich lernen kann. In denen ich mich wiederfinde. In denen klar wird, dass Gott mich unendlich fest liebt.
Diese Geschichte hier passt so überhaupt nicht in mein Konzept. Sie überfordert mich auf ganz vielen Ebenen. Es wäre einfacher, sie zu überlesen und zum nächsten Lobpsalm zu hüpfen.
Ich weiss nicht, was mich an dieser Geschichte mehr erschüttert: die Tatsache, dass ein ehrlicher, gottesfürchtiger Mann unschuldig sterben muss, oder dass man in der Gesellschaft, damals wie auch heute, mit Gewalt, Geld und Manipulation offensichtlich ans Ziel kommt.
Eigentlich hört sich der Deal für Nabot ja gar nicht mal so schlecht an: Er soll einen Weinberg abtreten, damit der König einen Gemüsegarten daraus machen kann. Klingt nachhaltig und vernünftig. Nabot aber hält sich an das Gesetz, das Gott seinem Volk in 3 Mose 25,23 gegeben hat und verkauft das Land nicht. Er gewichtet Gott höher als schnellen Reichtum – und bezahlt schlussendlich trotzdem mit dem Leben.
Unrecht gewinnt
Die Geschichte endet nicht gerecht. Seine Treue wird nicht belohnt. Man kann nichts schönreden. Unrecht gewinnt.
Wie auch oft in unserem Leben, oder?
Manchmal finden wir keine Antworten auf das „warum“ und müssen lernen, die momentane Ungerechtigkeit auszuhalten und Gott irgendwie zu vertrauen. Trotzdem. Immer wieder.
Wir sind herausgefordert, einerseits auf Gott zu hoffen, und andererseits nicht zu resignieren. Treu zu sein, auch wenn für uns nichts Offensichtliches dabei herausschaut.
Denn: Es wird in unserem Leben immer unzufriedene Ahabs und manipulative Isebels geben, deren Handeln in der Welt mit Erfolg gekrönt wird. Und es wird immer gottesfürchtige Nahabs geben, die Unrecht erfahren, obwohl sie danach streben, das «Richtige» zu tun.
Meine Hoffnung
Bad news: Christ zu sein verspricht uns kein einfacheres Leben hier auf Erden. Wir haben kein Anrecht auf Erfolg oder ein glimpfliches Davonkommen.
ABER: wir haben eine Hoffnung, die über unser irdisches Leben hinaus geht.
Was mir dabei hilft ist zum Beispiel der Vers aus 2. Korinther 4,18:
„Wir richten unseren Blick nämlich nicht auf das, was wir sehen, sondern auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare ist vergänglich, aber das Unsichtbare ist ewig.“
Wir dürfen vertrauen
Das klingt zugegebenermassen nach einer zu einfachen Antwort. Ist es irgendwie auch. Denn es greift zu wenig tief.
Um in ein tiefes Vertrauen zu gelangen, müssen wir zuerst benennen können, auf WEN und WAS wir unser Vertrauen setzen. Wer ist dieser Gott? Und was tut er?
Ich glaube es führt kein Weg daran vorbei, diesen Gott immer und immer wieder zu suchen. Ihn besser kennen zu lernen. Ihn zu bitten, sich uns immer wieder zu zeigen.
Dabei ehrlich zu sein. Fragen und Zweifel vor ihn zu bringen.
Ich persönlich finde es hilfreich, mir dabei immer wieder vor Augen zu führen, was dieser Gott über sich selbst sagt. Auf was ich vertrauen und hoffen darf.
- Dass sein ultimatives Ziel ist, eine finale Gerechtigkeit wieder herzustellen. (Jesaja 42, 3-4)
„Er wird nicht müde werden oder zerbrechen, bis auf der ganzen Erde das Recht fest gegründet dasteht.“
- Dass er gerecht ist in seinem Wesen. Und ich somit alles richten und urteilen ihm überlassen darf. (Psalm 145):
„Der Herr ist gerecht in allem, was er tut, ein Gott, auf den man sich verlassen kann.“
- Dass er unsere Lasten trägt. (Psalm 68,20):
„Gelobt sei der Herr täglich: Gott, unser Retter, trägt für uns Belastungen.“
- Uns wieder aufrichtet. (Jesaja 41,10):
„Meine Entscheidung für dich steht fest, ich helfe dir. Ich unterstütze dich, indem ich mit meiner siegreichen Hand Gerechtigkeit übe.“
- Und er uns eine Hoffnung geben möchte, die über den Tod hinaus geht. (1. Petrus 5,10-11):
„Gott hat euch in seiner Gnade durch Christus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen. Nachdem ihr eine Weile gelitten habt, wird er euch aufbauen, stärken und kräftigen; und er wird euch auf festen Grund stellen. Ihm gehört alle Macht für immer und ewig. Amen.“
Was hilft dir dabei, dein Vertrauen auf Gott zu setzen, auch wenn das Unrecht gewinnen zu scheint?
Dieser Text erschien in einer gekürzten Fassung im Bibellesemagazin «Atempause», Ausgabe 4/21.
2 Antworten
Hallo Janine
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Mit herzlichem Gruss
Iris
Liebi Iris
Danke für dein Interesse! 🙂
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Herzlich, janine